69% der Probleme in einer Ehe

lassen sich nicht beheben – so Eheforscher John Gottman. Über Jahrzehnte hat er Paare beobachtet, interviewt und analysiert. (Bekannt wurde Gottman durch Malcolm Gladwells Superbestseller Blink). Sie haben festgestellt, dass sich die meisten der Differenzen nicht aus der Welt schaffen lassen. Das finde ich eine beachtliche Feststellung. Und eine Hilfreiche. Es geht also nicht um das optimale Anpassen aneinander und kein Traumpartner hält, was man sich versprechen könnte. Vielmehr muss man Strategien entwerfen, die Probleme zu managen. null

Ich bin jetzt fast 8 Jahre verheiratet und habe mir gedacht, ich höre mal Gottman zu, was er zu sagen hat. Ich habe sein Buch „7 Geheimnisse der glücklichen Ehe“ (online-zsf) gelesen und mir eine DVD-Kurs organisiert, den Carla und ich ab und zu durchgehen. Ehe hat die Gefahr, einfach so vor sich hin zu laufen und das wollte ich wieder ändern. Hier sind ein paar gute Gedanken von Gottman:

  • Positive Begegnungen zu negativen steht bei glücklichen Paaren in einem Verhältnis von 20:1; bei Konflikt-Paaren ist es 5:1; bei Scheidungspaaren 0.8 zu 1.
  • Es gibt zwei kritische Hochzeiten in einer Ehe – nach 5-7 Jahre gehen Ehen auseinander weil zu viel Konflikt herrscht; nach 10-12 Jahren enden Ehen weil Bindung und Intimität verloren gingen

Dann schlägt Gottman eine Reihe von Taktiken vor, die einer Ehe helfen können:

  • Bewunderung aufbauen – bewusst die positiven Eigenschaften am Partner wahrnehmen.
  • Love Maps erstellen – das Innenleben des Partners wieder neu kennen lernen. Mit den Jahren kann man sich so aneinander gewöhnen, dass man keine wirkliche Ahnung mehr hat, was die andere Person bewegt. Eine gute Freundschaft ist die Grundlage für eine gute Ehe.
  • Konflikte entschärfen – durch die allgegenwärtige Probleme sind Konflikte unumgänglich. Gottman hat ein paar Taktiken wie: weich in einen Konflikt starten; die Nerven im Griff halten; de-eskalieren können; und Verbindungen wieder herstellen können (z.B. durch Humor etc).
  • Rituale der Begegnung etablieren – Wege finden und ins Leben einbauen, die positive Interaktion nähren. Zum Beispiel nach dem Abendessen eine Tasse Tee zusammen trinken und über die Hochs und Tiefs des Tages reden.

Natürlich ist das alles irgendwie klar und dann auch wieder nicht so einfach. Zu wissen, dass man keine perfekte Welt erwarten kann, hilft doch schon mal. 69% ist eine ganze Menge. Es scheint mir, dass es auch generell im Leben darum geht, mit Probleme klarzukommen anstatt an ihnen zu verzweifeln. Es ist die Gabe des Trotzdem, die ich in anderswo erwähnt habe (aha, quote thyself!): „Es ist überall dilettantisch. Wer sich damit abfindet, kommt weiter!“ Oder wie der Herr von Assisi es so schön gesagt hat:

Herr, gib mir die Kraft, zu ändern, was ich ändern kann; gib mir die Kraft, dem zu widerstehen, was ich nicht ändern kann, und gib mir die Weisheit, den Unterschied zwischen beidem zu erkennen.

Und noch ein letzter Tipp: wie man mit schwierigen Leuten umgeht.

4 Kommentare zu „69% der Probleme in einer Ehe

  1. meine persönliche Theorie zur Ehe: Es ist ziemlich unwichtig, wen man heiratet, da die Ehe scheinbar eh zu 90%, wenn nicht mehr, aus Arbeit besteht. Somit ist die größere Frage, wer man ist, wenn man heiratet, mit welcher Liebe man liebt und wie sehr man in die Ehe investiert.
    Doch allem voran wünsche ich Dir Gottes Segen – besonders für Deine Ehe!!!

  2. Also ich weis ja nicht?! So unwichtig ist das glaub ich nicht wen man heiratet! Mag sein das es superviele Variablen gibt in der großen weiten Ehewelt und sich sehr viele davon in der eigenen Person finden lassen aber Mr. oder Ms. Ich-traf-dich-an-der-Straßenecke zu heiraten weil es ja eh egal ist, macht glaub ich echt keinen Sinn. Ich denke auch das man viel miteinander wächst. Aber stimme dir (Cat) definitiv zu Beziehung ist immer Kraft (habe bewusst hier nicht den Begriff „Arbei“ verwendet), die es zu investieren gilt, aber auch zu genießen! Diese Kraft kann eines der schönsten Bilder des Lebens malen! Es gibt wenige andere Bilder die so deutlich auch in der Bibel gemalt wird. Wenn Jesus schon meint wir sollen die Braut sein…jawohl auch ihr Männer:o)
    Ich denke es ist gut sich nicht überromantische Vorstellungen von dem perfekten Leben, mit dem Perfekten Partner, und dem perfekten Selbst zu malen. Aber ich denke auch das wir nicht vergessen sollten wie Ehe gemeint „war“ und das sie etwas wunderschönes und ein riesen Segen sein kann! Also an alle Eheleutchen und solche die es werden wollen: frohes gelingen und viel Freude!
    …ups jetzt ist das aber doch länger geworden als ich gedacht hatte :o)

  3. Ich denke man sollte so weit möglich keinen Restmüll mehr mit sich rumschleppen, man … nein, ich (!) möchte, wenn ich heirate, nicht nur theoretisch wissen was Liebe ist, sondern Liebe leben. Ich möchte wissen, wer ich bin, woher ich komme und wo ich hinwill. Ich möchte auch in der Position sein, die Verantwortung, die eine Ehe mit sich bringt, zu tragen und mein Versprechen halten zu können.
    Ich habe es auch nicht so gemeint, dass man eine x-beliebige Person heiraten sollte. Ich dneke nur, wenn man wartet, bis Mr Traumprinz-Superheld-Halbgott kommt, wird man eines tages aufwachen und sich wundern warum die Ehe futsch ist. Ich bin davon überzeugt, dass es nicht „den perfekten Partner“ gibt. Auch wenn ich mir das auch wünschen würde.

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